Christian Zizmann

Weil er selbst wusste, was Armut bedeutet, hinterließ Christian Zizmann ein ungewöhnliches Vermächtnis. Er bestimmte, dass mit einem Teil seines kleinen Vermögens, das er sich durch äußerste Sparsamkeit geschaffen hatte, im Coburg des 19. Jahrhunderts eine Stiftung für reisende Handwerksgesellen gegründet wurde. Keiner, der Arbeitsbuch und Zeugnis vorweisen konnte, sollte aufs Betteln angewiesen sein, verfügte der herzogliche Kammerrath.

Dass Zizmann in seinem Testament gerade Handwerksgesellen bedachte, liegt an seiner besonderen Liebe zu handwerklichen Berufen. Gerne wäre er selbst Handwerker geworden. Doch kein Lehrmeister hatte den zwölfjährigen Jungen aufgenommen, der 1803 von Römhild nach Coburg kam. Also beschloss der Pfarrerssohn, dessen Eltern früh gestorben waren, Soldat zu werden. Aber die österreichischen Werber, die rund um Coburg Soldaten für die K.u.K.-Armee rekrutierten, hatten keine Verwendung für den schwächlichen Jungen. Wohl mehr aus Mitleid gab ihm Hauptmann Weber, der längere Zeit im Herzogtum blieb, einen Posten als Schreiber.

Als Weber plötzlich stirbt, ist der mittlerweile 20jährige Zizmann wieder arbeits- und mittellos.

Erneut versucht er, eine Lehrstelle bei einem Handwerker zu bekommen. Wieder wird er abgelehnt – jetzt ist er zu alt. Schließlich bewirbt sich Christian Zizmann auf eine Anzeige im Regierungsblatt. Man sucht einen Schreiber für die örtliche Lotterie. Zizmann wird genommen. Er ist ehrgeizig. Neben seiner Arbeit besucht er das Gymnasium Casimirianum. Bald wird er zum Rechnungsrevisor der herzoglichen Landesregierung, zum Verwalter des Casimirianums und schließlich zum Rat der herzoglichen Kammer berufen. Doch trotz der Karriere, die Christian Zizmann in der herzoglichen Verwaltung macht, fühlt er sich stets dem Handwerk verbunden.

Noch zu Lebzeiten ruft er in Zusammenarbeit mit dem Kunst~ und Gewerbeverein eine Witwen- und Hinterbliebenenkasse ins Leben. Die Zizmann-Stiftung, die nach seinem Tod entsteht, kann ihr Vermögen rasch mehren und verpflegt allein im Jahr 1892 4671 durchreisende Handwerker. Die letzte größere Summe zahlt die Stiftung vor dem 11. Weltkrieg aus.

12000 Reichsmark werden für den Bau der Coburger Berufsschule zur Verfügung gestellt.

Die Gedenktafel hier an seinem damaligen Wohnhaus in der Großen Johannisgasse 5 wurde anlässlich seines 100. Geburtstages 1890 eröffnet, an seinem Grab im südöstlichen Salvatorfriedhof wurde sein Grab mit Kränzen geschmückt und eine Ansprache gehalten.