Coburgum Latinum

 Glocken mit lateinischer Inschrift

Als Hauptkirche weist die Morizkirche natürlich auch die wichtigsten Glocken auf, fünf Glocken hängen im Nordturm:

  1. Mauritiusglocke, von 1437 durch Meister Paulus aus Nürnberg
  2. Marien- oder Brautglocke von 1510
  3. Katharinen- oder Gebetsglocke von 1510 durch Meister Petrus Gareis
  4. Gedächtnisglocke für die Toten der Weltkriege von 1960 von Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg
  5. Kleine Glocke. 13. oder 14. Jhd.

 

 

Die größte, die Mauritiusglocke, hat eine Masse von 2,5 Tonnen. Der Nürnberger Meister Paulus goss sie im Jahr 1437. Die reich verzierte Glocke trägt unter anderem zwei lateinische Inschriften, getrennt durch vier Mauritiusreliefs mit Schild und Fahnenlanze:

anno domini MCCCC XXXVII providi ac discreti d[o]m[ini] consvles ac tota commu[n]itas opidis in cobvrg in ho[norem] mavricv per magtirm [= magistrum] paulvm de nvrnb[er]g fieri fe[cerunt]

o rex gloriae XPe [= Christe] veni cvm pace, yhs [= Jesus] nasarenvs rex ivdeorvm. Verbvm caro factvm est et habitabit in nobis. s. maria. s. iohannes, s. math[eu]s. s. Lvcas. marcvs

Im Jahre des Herrn 1437 haben die vorsichtigen und besonnenen Herren Bürgermeister und die ganze Gemeinde der Stadt Coburg [die Glocke] zu Ehren des Mauritius durch Meister Paulus von Nürnberg machen lassen.
O König des Ruhms, Christus, komme mit Frieden, Jesus Nazarenus, König der Juden. Das Wort ward Fleisch und wohnte bei uns. [Evang. Johannes 1, 14]

Text und Übersetzung nach Lehfeld / Voss S. 313

 

Erklärungen, Übersetzungshilfen:

providi: vorsichtig, umsichtig (zu providere)

discreti: [urspr. PPP zu discerno: trennen, unterscheiden] unterscheidend, besonnen, weise, vornehm

consules: das lateinisches Amt steht für den Bürgermeister, Senatus für den Stadtrat, Aediles für Baurat etc.

opidis: klassisch wäre „oppidi“ richtig, die Inschrift konnte nicht überprüft werden, deshalb steht hier das transscribierte „opidis“

fieri fe[cerunt]: facere mit Infiniv (fieri) = lassen;  klassisch heißt schon „fecit“ allein z. B. auf römischen Grabsteinen: hat machen lassen.

Erklärungen für das Christusmonogramm: XPe: das griechische „X“ (=Chi) entspricht „CH“, das „P“ (=Rho) einem „R“, mit dem „e“ zusammen ergibt das [den Vokativ] „Christe“; so auch auf der Christkönigsglocke in Magdeburg: o rex glorie XPe veni c[um] pace (O König der Herrlichkeit, Christus, komm mit Frieden)

yhs, ein Nomen sacrum: Ι (Iota) und Η (Eta) für die ersten beiden Buchstaben des Namens Jesu, außerdem S für den letzten Buchstaben im Namen Jesus. IHC (Iota-Eta-Sigma) für Jesus (griechisch Ἰησοῦς)

Jesus Nazarenus Rex Iudeorum entspricht dem INRI auf dem mittelalterlichen Kruzifixen.

 


bei Lehfeld / Voss S. 314 ist noch eine Viertelsglocke “ von 1517 im sog. grünen Dächle erwähnt mit

der lateinischen Inschrift: „Ave maria gratia plena dominis tec. 1517“


Quellen:

Haas, Helmut: Inschriften der Stadt und des Landkreises Coburg bis zum Jahr 1650; Bindlach [Selbstverl.] 2002

Lehfeld / Voss S. 313

Morizkirche (Coburg) – Wikipedia

https://www.stadtgeschichte-coburg.de/blog/2010/06/24/glockenquintett-wieder-komplett/

Literatur:

https://de.wikipedia.org/wiki/Morizkirche_(Coburg)   Stichwort: 3.3 Glocken

https://de.wikipedia.org/wiki/Kirchenglocke#Begriffe

https://www.mittelalter-lexikon.de/wiki/Glockenzier

https://www.wamsiedler.de/glockenkunde/inschrift-zier/


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