Epitaph von Johann May

Kommentar

Johann May,  geb. 1592 in Römhild und gestorben 1671, in latinisierter Form Majus, war Doktor der Medizin, Leibarzt am Hofe und Stadtphysikus zu Coburg. Er war verheiratet, seine Ehefrau hieß Sabina. Die Tochter Anna Sabina wird in der nächsten  Seite gewürdigt.

Der Stein ist etwas verwittert, Teile sind nicht mehr lesbar.

Johannes May war Sohn des Römhilder Ratsherrn und Bürgermeisters Johann May (1561–1606) und dessen Ehefrau Anna Streitt (1564–1639). Nach dem Besuch die Stadtschule in Römhild war er von 1607 bis 1613 Schüler des Hennebergischen Gymnasiums in Schleusingen.

Im April 1613 immatrikulierte er sich zusammen mit seinem Vetter Georg Schubhard an der Universität Jena. Allerdings konnte er von September 1613 bis Februar 1614 aufgrund einer „febris tertiana“ nicht am Studium teilnehmen. Bis September 1614 besuchte er unter anderem „chymische“ Vorlesungen von Zacharias Brendel. Danach wechselte er an die Universität Wittenberg, um Medizin zu studieren. Er verließ Wittenberg 1618 und wechselte an die Universität Marburg. Noch im selben Jahr wechselte er an die Universität in Gießen. Am 7. November 1620 wurde er mit Thesen zur Kachexie[2] an der Universität Basel zum Doktor der Medizin promoviert.

Nach Abschluss seines Studiums 1620 ließ er sich als praktizierender Arzt in seiner Heimatstadt Römhild nieder. Hier wurde er 1625 durch Herzog Johann Casimir zum Stadt- und Landphysicus in Römhild berufen und bekleidete dieses Amt bis 1647. 1640 stiftete er zusammen mit seiner Ehefrau ein Legat von 40 Gulden für die Stadtschule Coburg.

1634 kaufte er ein Haus in Coburg (heute: Rückertstraße 1) und zog mit seiner Familie dorthin um. Von 1650 bis 1655 verlegte er jedoch seinen Wohnsitz vorübergehend zurück nach Römhild. 1655 wurde er durch Herzog Friedrich Wilhelm als Nachfolger des verstorbenen Stadtphysicus Georg Bergner wieder nach Coburg zurückberufen. Neben Johann Christian Frommann wurde auch May als Leibarzt bei Hofe beschäftigt.

May war insgesamt viermal verheiratet. Aus der 1624 geschlossenen Ehe mit Sabina Steinacker (1594–1640), Tochter des Juristen Philipp Steinacker, gingen zwei Kinder hervor, darunter Anna Sabina May (1626–1706), die spätere Mutter Johann Daniel Gihnleins. Zum ersten Mal verwitwet, heiratete May 1642 Dorothea Schöppach (1620–1644). Diese verstarb jedoch bereits am 7. April 1644 im Kindbett, sodass Johannes May erneut Witwer wurde. 1647 heiratete er die Witwe des Kulmbacher Kanzlers Johann Krebs, Anna Barbara Trummer (1618–1659). 1660 ehelichte er schließlich Ursula Mühlschneider (* 1610), eine Tochter des fürstlich-sächsischen Kämmerers Georg Mühlschneider, die ihn überlebte.

Mit zunehmendem Alter litt May an einer Gehschwäche. Als er am 27. Mai 1671 zu seinen an einem Tisch liegenden Büchern gelangen wollte, machte er einen Fehltritt, riss dabei einen Stuhl um, der zuerst gegen seinen Kopf krachte und dann mit ihm umfiel. Von dem Vorfall konnte er sich auch aufgrund seiner Leibesfülle nicht wieder vollständig erholen. Er verstarb am 9. Juni 1671 und fand auf dem Salvatorfriedhof in Coburg in der Grabstätte seines ersten Schwiegervaters Philipp Steinacker seine letzte Ruhestätte.

Welche Hochachtung man ihm entgegenbrachte, das zeigen der Grabstein mit den Stiftern, Tochter und Schwiegersohn, aber vor allem das Buch von Johann Hofmann aus dem Jahr 1671, das leicht über den Link zugänglich ist und das unten bei den Quellen angeführt ist. Ich habe dort mit wachsendem Interesse gelesen, was seine Freunde (Compatres, Fautores, Affines, Amici) zu seinem Gedächtnis geschrieben haben. Sein Lebenslauf und vor allem die lateinischen Gedichte, die üblicherweise von den „Gelehrten“ verfasst wurden, lesen sich leicht und sprühen teilweise von geistreichen Anspielungen. So beginnt etwa ein Gedicht auf Seite 63 mit:

Nun ist der grüne May vergangen …

Dies können wir nun noch verschmerzen,

wann nicht … der grausame Lebensfeind …

-… einen härtern Stoß gethan:

Der theure May / ach! ist gestorben! / …

Mit diesem Wortspiel wird das Frühlingsende (May) als weniger schlimm angesehen als der Tod Mays im Juni.

Ähnliche Gedichte, die typisch für diese Zeit sind, finden sich in dieser Homepage zu Meyfart.


Nun zu seinem Grabmal in der Grufthalle:

AETERNITATIS./IN HOC DORMITORIO/STEINACCERIANO/ REQUIESCIT ETIAM GENER, /

In diesem Schlafhaus der Ewigkeit der Familie Steinacker ruht auch der Schwiegersohn

EXPERIENTISSIMUS VIR, / JOHANNES MAJUS, / RÖMHILDENSIS,

der sehr erfahrene Mann, Johannes May aus Römhild,

MEDICINAE DOCTOR CELEBERRIMUS, /

der in der Heimat sehr gefeierte Doktor der Medizin

PHYSICUS IN PATRIA, DEIN HIC COBURGI /

und Stadtphysicus, danach hier in Coburg

ORDINARIUS, ATQUE PER ANNOS L. /

Ordinarius und 50 Jahre hindurch

PRACTICUS FELICISSIMUS:/

tätig und sehr glücklich

MARITUS QUATUOR UXORUM /

Ehemann von vier (Gattinnen)

NATALIUM SPLENDORE, MORUMQUE /

durch das Ansehen im Bezug auf die Geburt und die Sitten 

CANDORE SUSPICIENDARUM: /

TRIUM LIBERORUM PATER: /

Vater dreier Kinder 

SEPTEM EX FILIA NEPOTUM AVUS: /

und Großvater von sieben Enkeln von der Tochter

ET DUORUM PRONEPOTUM PROAVUS: /

und Urgroßvater von zwei Urenkeln 

NATUS V. CAL. OCTOBR. MDXCII. /

geboren am 5. Tag vor den Kalenden des Oktober (27. September 1592)

PIE DENATUS V. EID. JUNII. MDCLXXI. /

in Frömmigkeit gestorben am 5. Tag vor den Iden des Juni 1671 (9. Juni 1671)

CUM VIXISSET ANN. LXXIX. /

nachdem er 79 Jahre gelebt hatte.

JOHANNES JACOBUS GIHNLINUS. /

Johannes Jakob Gihnlein
CONSISTORI[I]. DUCALIS SECRETARIUS, /

Sekretär des herzoglichen Rates

EIUSDEMQUE UXOR ANNA SABINA /

 und desselben Gattin Anna Sabine

SOCERO ATQUE PATRI / DESIDERATISSIMO /

haben dem sehr vermissten Schwiegervater und Vater

MONUMENTUM ISTHOC MOERENTES / PONI CU/RARUNT.«

als diesen Betrauernden Sorge getragen, dass dieses Monument hingestellt wird.

moerere = maerere: trauern; curarunt = curaverunt

zum Text:

Johann Hoffmann: Leichenpredigt – Jesus medicus omni virtute medicarum genere florens; […] Des weiland Edlen / HochEhrnvesten/ und hochgelehrten / Hn. Johann May/ Med. Doct. und eine geraume Zeit hero wohlbestellten/auch wohlverdienten Stadt-Physici alhie zu Coburg […], erschienen bei Johann Conrad Mönch, Coburg, 1671; Seite 64 [Jesus Medicus Omni virtute medicarum genere florens; Jesus der best-bewährteste Arzt – GDZ (uni-goettingen.de)]

Karche a. a. O. S. 266

Armin Leistner: Alte Grabdenkmäler und Epitaphien des Coburger Landes – II. Teil; in: Jahrbuch der Coburger Landesstiftung 1977; S. 114  ff. (= Salvatorkirche); S. 136/7

Foto: Koch

Literatur:

Armin Leistner: Alte Grabdenkmäler und Epitaphien des Coburger Landes – II. Teil; in: Jahrbuch der Coburger Landesstiftung 1977; S. 114  ff. (= Salvatorkirche); S. 95 ff.

Johannes May – Wikipedia


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