Coburgum Latinum

Bau- und Weihinschrift der Salvatorkirche

Der Salvatorfriedhof war als Ersatz für den Friedhof auf dem Kirchhof bei der Morizkirche angelegt angelegt und 1494 geweiht worden. Dort ist in der Zeit danach auch der Bau eines kleinen Gebäudes, des sogenannten Predigthäusleins, belegt.

Als größeres Bauwerk folgte in den Jahren 1660 bis 1662 die Salvatorkirche, auch Gottesacker-Kirche (FANUM COEMETERIALE) genannt, die an der Westseite des Friedhofs stehend, aus Platzgründen nach Süden ausgerichtet wurde. Nördlich schließen sich die nach 1605 errichteten Gruftarkaden an, unter denen vornehmere Coburger beigesetzt worden sind, sowie das Renaissancetor mit der Christusstaue (Salvator).

Am 5. September 1662 folgte die Einweihung der Kirche, der auch Herzog Friedrich Wilhelm II. beiwohnte.

1740 erhielt die Kirche einen Sakristeianbau, um Gottesdienste während des Umbaus der Morizkirche zu ermöglichen. Aus diesem Jahr stammt die Außentreppe, die die Inschrift zu einem kleinen Teil sogar verdeckt.

1824 wurden die alten Grabplatten an die Wände gestellt.

 

An diese Ursprünge erinnert die barocke Bau- und Weihinschrift, die sich an der Westfassade im Treppenaufgang befindet und die daher für Besucher nicht leicht zu betrachten ist:

Zunächst der transkribierte Text:

IN NOMINE SS. TRINITATIS.

FANUM HOC COEMETERIALE

EXTRUI COEPTUM ET CONSUMMATUM

JESU SALVATORI

IN PRAESENTIA SERENISS.[IMI] CELSISS.[IMI] PRINCIPUM:

DN. FRIDERICI WILHELMI PATRIAE PATRIS GRATIISISS.[IMI] Friedrich Wilhelm (II. von Sachsen-Altenburg)

DN. CHRISTIANI ET DN. MAURITII REVERENDISS.[IMI]

ILLIUS MARTISBURGENS HUJUS NUMBURGENS.

EPISCOPATUS ADMINISTRATORUM:

OMNIUM VERO DUCUM SAXONIAE JULIAE CLIVIAE MONTIUM etc.[etera]

SERENISSIMARUM CELSISSIMARUMQUE CONJUGUM etc.[etera]

MULTORUM INSUPER PEREGRINORUM PROCERUM

D. AUGUSTI CARPZOVI[I] . CANCELLARI[I]

ET CAETERORUM CONSILIARIORUM ATQ[ue] OFFICIALIUM

NEC NON SENATUS POPULIQ[ue] COBURGENSIS

CONCIONE SUPER VERS XIV. CAP. I. HAGGAI HABITA

DEVOTE CONSECRATUM ET DICATUM EST

A TOBIA SEIFARTO D. SUPERINTENDENTE GENERALI,

ANNO CIↃIↃCLXII D. V. M. SEPTEMBRIS DIE 5. M[ENSIS) SEPTEMBRIS

EXAUDI DOMINE EXAUDI VOTUM SERVI TUI!

Nil Aedi huic noceant venti nil ignis & imber

nil miles: Summam perstet ad usque Diem!

SDG

 

Zur sprachlichen Gestaltung:

caeterorum (klassisch: ceterorum)

Jesu (klassisch I statt J: Iesu); entsprechend: Julia/Iulia; hujus/huius

CanzelarI (langgezogenes I steht für Verdoppelung: cancellarii)

concione (CIO für klassisch TIO: contione)

summam diem (auch: diem novissimam) jüngster Tag, jüngstes Gericht

Sacherklärungen:

coemeterium (aus dem Griechischen)= Friedhof

HAGGAI

  • HAGGAI war ein Prophet und Autor;
  • das Buch Haggai gehört zum Zwölfprophetenbuch im Judentum und damit auch zum Alten Testament des Christentums.
  • Vers 14 im Capitel 1: Dann sagte Haggai: „So erweckte der HERR […] den Geist des ganzen Überrestes des Volkes. Sie kamen und fingen an, am Haus des HERRN, des Allmächtigen, ihres Gottes, zu arbeiten.

ANNO CIↃIↃCLXII (Römische Zahlzeichen)

  • CIↃ entspricht einem M, dem Zahlzeichen für 1000, IↃ entspricht einem D, dem Zahlzeichen für 500;
  • die Zahl MDCLXII ergibt also 1662
  • CIↃ: Das ursprüngliche Zeichen für 1000, das Phi (Φ, auch geschrieben ↀ oder CIↃ) kann als eine Zusammensetzung von einem C, einem I und einem Apostrophus angesehen werden. Das verdankt seine Entstehung also nicht der Abkürzung von MILLE, ebenso hat D (IↃ) seinen Ursprung darin, dass es das halbe CIↃ, also 500 ergibt.

 

die beiden Schlussverse könnten ein Distichon darstellen (falls meine Transscriptio korrekt ist):

Nil Aed[i] huic noceant venti nil ignis & imber

nil miles: Summam // perstet ad usque Diem!

 

 

 

 

Quellen:

Tietz, a.a.O. Seite 389

St. Salvator (Coburg) – Wikipedia

 


 

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