Epitaph in der Pfarrkirche zu Seßlach

Die Stadtpfarrkirche in Seßlach ist dominierend im Stadtbild. Der Ort Seßlach blickt auf eine lange Geschichte zurück: Bereits 837 wurde der Cent Seßlach durch eine Urkunde an das Kloster Fulda übertragen. Die Kirche geht wohl auf einen Bau aus dem 13. Jahrhundert zurück, in der Mitte des 15. Jahrhunderts wurde dieser erweitert und zur dreischiffigen, dachgedeckten Staffelhalle ausgebaut.

In der Mitte des 15. Jahrhunderts wurde diese erweitert und zur dreischiffigen, dachgedeckten Staffelhalle ausgebaut.

 

 

Links im Altarraum – davor der Namenspatron St. Johannes der Täufer – eine quadratische Schiefertafel mit  der folgenden lateinischen Inschrift:

 

HIC EXSPECTAT

RESURRECTIONEM

A MORTE

H. THEODOR. HUSEMANN

PAROCHUS EMERITUS

DEFUNCTUS ANNO 1768

MENSE FEBRUA: DIE 3 tia. R. IN. P.

[3 tia = tertia; requiescat in pace]

 

Übersetzung: Hier erwartet / die Wiederauferstehung / vom Tode/ H. Theodor Husemann / emeritierter Pfarrer / gestorben im Jahr 1768 / im Monat Februar am 3. Tag / Er ruhe in Frieden!

Theodor Husemann war wohl aus Husen in der Erzdiözese Köln gekommen. Er wurde am 27. Februar 1742 Pfarrer in Seßlach und hat die unter Pfarrer Flender begonnene Barockisierung der Pfarrkirche zu Seßlach vollendet. 1765 resignierte er, verblieb in Seßlach und starb hier am 3. Februar 1768. Er wurde im Presbyterium der Pfarrkirche beigesetzt. Die Stadt Seßlach ehrte Pfarrer Husemann, indem sie einer Straße seinen Namen gab (Husemanngasse).

 

Wenn man schon in der Kirche ist, so kann man auch die lateinischen Zitate am Hochaltar (aus dem Jahr 1893) sowie am rechten Engelmessaltar (um 1500) ansehen bzw. auf dem Foto (von links) lesen:

1. Ave Maria gratia plena (Gegrüßet seist Du, Maria, voll der Gnade)

2. Benedicta tu in mulieribus. (Du bist gepriesen unter den Frauen.)

 

3, Et verbum caro factum est (Und das Wort wurde Fleisch)

4.Obdulerunt aurum thus et myrrham (sie brachten Gold, Weihrauch und Myrrhe)


Die Zitate sind den 4 Tafeln zugeordnet, z. B. rechts unten die Anbetung der 3 Weisen (magi). Interessant ist sie wegen des Fehlers, denn das Perfekt von offerre wird durch obtulerunt – also nicht obdulerunt! – gebildet. Sicherheit im Lateinischen sollte auf dem Land wohl nicht vorausgesetzt werden. Leider habe ich versäumt, die Tafeln auf dem Hauptaltar, der erst viel später geschaffen worden sind, zu untersuchen bzw. zu vergleichen.

Die 4 Tafeln erinnern an die Kanontafeln, wobei der Text der 3. tatsächlich dort erscheint. Der Satz stammt aus dem Johannesevangelium (Joh. 1,14) und wurde im Schlussevangelium der heiligen Messe vom Priester auf der Evangelienseite des Altars  von der dort befindlichen Kanontafel gelesen. Im Zuge der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils wurde das Schlussevangelium abgeschafft (nach Wikipedia).

Die ersten beiden Tafeln entsprechen dem Gebet „Ave Maria“ .

 

Quellen:

Armin Leistner: Alte Grabdenkmäler und Epitaphien des Coburger Landes – II. Teil; in: Jahrbuch der Coburger Landesstiftung 1977; S. 109 ff.

https://pfarreiengemeinschaft-sesslach.de/pfarreien/sesslach/index.html

https://downloads.eo-bamberg.de/3/272/1/88825906112175313808.pdf


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