Coburger Originale

Kennt ihr Originale? Sind euch schon mal Menschen besonders aufgefallen?­

Vielleicht habt ihr früher einen Mann erlebt, der in Coburg auf der Straße laut gesungen hat, oder einen anderen, der Abfalleimer nach Pfandflaschen absucht. Während der eine sich so der Öffentlichkeit präsentiert hat, ist es beim zweiten eher traurig, dass jemand auf diese Weise sich Geld verdienen muss.

 V on einem „Original“ spricht man also, wenn eine Person durch unverwechselbares, zum Teil auch seltsames Verhalten oder andere Eigenschaften bekannt geworden ist. Unter „Originale“ könnte man den Philosophen Diogenes einordnen, der in einer Tonne wohnte

 

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oder Figuren wie den Lehrer Lämpel bei Wilhelm Busch.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Originale wie die Marktfrau Humsera in Bamberg bringen bunte Farbtupfer in den Alltag einer jeden Stadt oder Gemeinde.

Auch in Coburg suchte man nach so jemandem und fand den Gurken-Alex. Am 26. August 1884 wurde er in Coburg als Alexander Otto geboren, gestorben ist er am 23. März 1960.

Otto wurde im Volksmund Gurken-Alex genannt, da er auf Volksfesten und in Gasthäusern die Salzgurken, sogenannte „Kümmerlinge“, aus Eimern verkaufte. Bekannt waren seine Redegewandtheit und Schlagfertigkeit. Trotz einer starken Sehschwäche war er humorvoll und lebte selbständig. Erlernt hatte er den Beruf des Buchbinders, doch als er nicht mehr gut sehen konnte, hatte er den Bauchladen genommen und Schnürsenkel und Wunderkerzen verkauft, später dann eben die Gurken verkauft. Auf der Nase trug er eine Brille mit sehr starken Gläsern und ein Paar wache Augen schauten heraus. Zu seinen bescheidenen Freuden gehörte das Skatspielen. Hier wurde ihm eine kleine Anerkennung zuteil, als er zum Vorsitzenden des Preisskatclubs gewählt wurde. Nebenbei betreute er seine alte Mutter bis zu deren Tod, ohne sich selbst betreuen zu lassen. Er war zu stolz, um Fürsorge in Anspruch zu nehmen. Insgesamt also eine sympathische Figur!

A uf Initiative des Faschingsvereins Narhalla Coburg wurde eine Spendenaktion für den 55.000 DM teuren Brunnen durchgeführt, wofür mehrere Künstler Beiträge eingereicht haben und die seitdem in den Städtischen Sammlungen verwahrt werden. 

 

 

Seht euch nun seine Brunnenfigur an, wie er auf euch wirkt!

 

Er erweckt Mitleid…

 

Er wird zur Schau gestellt…

 

Man möchten nicht mit ihm tauschen…

 

 

 

 

Ein anderes Original war Max der Gratulant, Ein Coburger Original, das sein Einkommen durch Gratulationen zu allen m öglichen Anlässen aufbesserte.

Max Scharlitzky, genannt „Max der Gratulant“, wurde in einem Schaltjahr am 29. Februar 1840 geboren, sodass man ihm nur alle vier Jahre zum Geburtstag gratulieren konnte.

Er wurde als viertes Kind der Köchin Johanna Charlotte Scharlitzky geboren

Max Scharlitzky war ein armer Teufel, als Schneider hatte nur er ein sehr bescheidenes Einkommen, er wohnte lange in einem kleinen Zimmerchen im Hause Leopoldstraße 1. Deshalb kam er auf die Idee, sein Einkommen durch Gratulationen zu allen möglichen Anlässen aufzubessern.

Foto von Max, der Gratulant Quellenhinweis: E. Eckerlein, Oelenheinz

Er war klein von Gestalt, aber wie es sich für einen Gratulanten gehört, zeigte er immer ein freundliches Lächeln auf seinem Gesicht. Selten sah man ihn auf der Straße ohne den gebundenen Blumenstrauß in der linken Hand. Vielleicht verwendete er die Blumen mehrmals, wenn er an einem Tag gleich mehrere Besuche absolvierte. Auch ist unklar, woher er die Blumen für diese festlichen Anlässe hatte…

Die „Kreissäge“ so bezeichneten die „Alten Coburger“ seinen runden Strohhut, hielt er bei seinen Gratulationsauftritten immer in der Hand. Sein Jackett und Hose waren ihm viel zu groß. Auch seine Schuhe hatten schon bessere Zeiten gesehen. Seine Füße hatten in ihnen zweimal Platz.

Zu den festlichen Anlässen kam Max meist ungeladen. Seine Glückwünsche überbrachte er in hochtrabenden Reden mit näselnder Stimme und er gab u. a. auch fröhliche Lieder zum Besten. Regelmäßig sang er sein Lied „von der Lerche“.

Und hier eine kleine Kostprobe aus den Vorträgen seines Lerchenliedes:

„Singen kann die Lerche wohl,

aber Noten kennt sie nicht“ oder

„Lieder singt die Lerche wohl,

aber Bratwörscht frisst sie nicht“

 Er hatte immer die Lacher auf seiner Seite, weil mit diesem „Unsinnsgedicht“ immer große Heiterkeit bei der Festgesellschaft zu erzeugen wusste. Niemand berichtete über seine letzten Jahre, man sah Max nur noch selten in der Stadt. Auch aus den Adressbüchern der Stadt Coburg verschwand sein Name, denn Insassen des Armenhauses wurden darin nicht mehr erwähnt. Seine letzten Jahre verbrachte er im einstigen Armenhaus hinter der Nikolaikirche in der Ketschendorfer Straße. Im Alter von 74 Jahren starb er am 26. September 1914 im Armenhaus in Wüstenahorn.

Und in den städtischen Sammlungen befindet sich das Gipsmodell von G. Wittmann