Feodor Streit

Kaum einer, der an der Gedenktafel an seinem Wohnhaus am Theaterplatz 4a vorbei geht, wird wissen, wer das war. Dabei handelt es sich um einen aufrichtigen Liberalen, einen Abgeordneten des Coburger Landtags und umtriebigen Verleger, der wegen seiner aufmüpfigen Texte fast vier Jahre seines Lebens im Gefängnis verbrachte. Er war unbeugsam und kämpferisch, besaß eine ausgeprägte soziale Ader, war idealistisch. So beschreiben Zeitgenossen den Juristen und Journalisten Feodor Streit.

Er geht als Kämpfer für die Rechte der Arbeiter, für Demokratie und Liberalismus in die Coburger Geschichte ein.

Geboren wird Feodor Streit am 2. September 1820 in Hildburghausen. Bis 1841 besucht er das Gymnasium Casimirianum und beginnt dann juristische Studien.

Was Feodor Streit nicht ruhen lässt, ist die Ungerechtigkeit, die er täglich erlebt. Auf der einen Seite die Arbeiter und Bauern, die weder über Geld noch politischen Einfluss verfügen, auf der anderen Seite die herrschende Klasse, die – wie Streit das formuliert – in „entsittetem Überfluss lebt.

Feodor Streit war aber auch einer der ersten, der nicht nur die Probleme der Industriearbeiterschaft erkannten, sondern etwas zu ändern versuchten. Bildung sah er als die große Chance: Wer in der Lage war, sich zu informieren, seine Interessen zu artikulieren und in der Politik seine Stimme zu erheben, der hatte halb schon gewonnen.

Aus dieser Motivation heraus gründete er am 10. November 1862 einen Arbeiterfortbildungsverein, und gibt noch im gleichen Jahr die ,,Allgemeine Deutsche Arbeiterzeitung“ heraus. Streit war dabei von der Zuversicht getragen, eine durch Bildung emanzipierte Arbeiterschaft ans bürgerlich-liberale Lager heranführen zu können.

Zusammen mit Carl Neubert hebt Streit das „Coburger Tageblatt“ aus der Taufe, dessen Redaktion er übernimmt.

Ab 1860 amtierte er als Geschäftsführer des im Vorjahr gegründeten „Deutschen Nationalvereins“, der auf sein Betreiben hin im September des gleichen Jahres seine erste Generalversammlung in Coburg im heute als Theater genutzten Reithalle abhielt.

Entsprechend des von Streit gesetzten Rahmens begann die Arbeit seines Bildungsvereins zunächst mit der Vermittlung von Kenntnissen und Grundfertigkeiten: Lehrkräfte wurden gewonnen, Vorträge gehalten, aber auch Gesang und Sport kamen nicht zu kurz. Politische Themen gewannen im Bildungsplan an Gewicht. So wurde, mit Streits Zustimmung und unterstützt von seiner Arbeiterzeitung, der Bildungsverein dann zu einem wichtigen Sprachrohr der Arbeiterschaft im Kampf für ein freies und allgemeines Wahlrecht.

Außer der Gedenktafel am Theaterplatz ist von Feodor Streit kaum etwas geblieben. Er starb schließlich 1904 in Coburg weitgehend vergessen. Auf Straßenschildern in Coburg sucht man seinen Namen vergebens. Aber noch heute muten seine Ziele sehr modern an und finden sich bei den heutigen Parteien.