Grabplatte für Volkmar Günther Förster
Warum ich Volkmar Günther Förster ausgewählt habe, das liegt darin, dass es sich um ein Kind von 7 Jahren, das ursprünglich neben seiner Mutter gelegen hat, handelt.
Der Text in der Kartusche ist, wie auch das Foto zeigt, zerstört, aber um den Rand zieht sich sein Leichentext (Jesaja 54, 7-8) in deutscher Sprache: Ich hab dich nur für einen kleinen Augenblick verlassen, aber mit großem Barmherzigkeit will ich dich sammeln. Ich hab mein Angesicht einen Augenblick des Zorns ein wenig vor dir verborgen, aber mit ewiger Gnade will ich mich deiner erbarmen. [Der Beginn ist links oben, der Text ist zum leichteren Verständnis korrigiert.]
Die Details, die man kennt, sind dem Text des Steins zu entnehmen sowie dem Kirchenbuch: „1653. 11. Nov., H. Carl Günther Försters, einziges Söhnlein.“
Memoriae perennaturae Cippus, |
Gedenksäule zum ewigen Andenken, |
Quem Unico summaeque spei Filio |
welche dem einzigen Sohn und seiner höchsten Hoffnung |
V o l c m a r o G ü n t h e r o |
Volkmar Günther, |
feliciter Erphoridii ipsis Calendis Maij Anni 1644 nato, |
der glückverheißend in Erfurt genau am 1. Mai des Jahres 1644 geboren worden war |
pieque Coburgi 7. Nov. Anni 1653 Denato |
und in Frömmigkeit in Coburg am 7. November 1653 gestorben ist, |
in sacra hac aede posuit |
hat errichten lassen in dieser heiligen Kirche |
Parens Moestissimus Carol Güntherus Försterus, |
der überaus traurige Vater Karl Günther Förster, |
D. Consiliarius Aulicus Saxo Coburgicus. |
Doktor und Sachen-Coburgischer Hofrat |
Erklärungen: perennaturus: bei Grimm steht: Memoria perenna Furae, was Krauß ausbessert in Memoriae perennaturae; perennare heißt „viele Jahre lang währen“, hier handelt es sich um das Partizip Futur. cippus: “viereckige Spitzsäule” als Leichenstein parens: da nicht beide Eltern genannt werden (= parentes), dürfte die Mutter (Nr. 11) zum Zeitpunkt des Setzens des Steins schon tot gewesen sein. Sie starb 1655 posuit: Künstler signieren ihr Werk so: pinxi / posui etc. Daneben würde es auch bedeuten: „Er hat beisetzen lassen.“ Dies ist aber nicht sinnvoll, denn der Vater stellt heraus, dass er den Stein in Auftrag gegeben und bezahlt hat. Sicher ist also „posuit“ hier zu verstehen als: „Er hat errichten lassen.“ |
Der im Text genannte Vater, Carl Günther Förster (Carolus Guntherus Foerster), war 1651 als Hofrat von Arnstadt gekommen und starb 1657 in Meingen [nach Hönn]. Erhalten ist ein Werk von ihm: Oratio Panegyrica Serenissimae Principi Ac Dominae Dn. Mariae Amaliae Saxoniae [et cetera]. Zwar ist der Text auf dem Stein nicht sehr umfangreich und bringt wenig Persönliches, aber es erscheint doch bemerkenswert, dass ein so großer und mit den Wappen kunstvoll ausgestatteter Stein für ein Kind errichtet („posuit“) worden ist. Ein Platz in der Kirche ist normalerweise sonst nur Adeligen und hochrangigen Beamten vorbehalten. Vgl. etwa: https://de.wikipedia.org/wiki/Grabplatten der_Kaisersteinbrucher_Kirche
A) Rand
P. Lehfeldt / G. Voss: Die Bau- und Kunst-Denkmäler Thüringens /32: Herzogthum Sachsen-Coburg und Gotha. Landrathsamt Coburg. Amtsgerichtsbezirk Coburg [zitiert als: Lehfeldt / G. Voss] Heft XXXII; Jena 1906; S 314 – 316
Armin Leistner: Alte Grabdenkmäler und Epitaphien des Coburger Landes – I. Teil; in: Jahrbuch der Coburger Landesstiftung 1976; S. 122 f.
Ingo Krauß: die Epitaphien und Grabmäler der St. Morizkirche in Coburg; Zweiter Teil: Was außer den herzoglichen Epitaphien noch vorhanden ist und was verloren ging, dazu die Fürstengruft; Coburg 1933; Seite 19 f. (mit dem Text von Grimm)
Thilo Krieg: das geehrte und gelehrte Coburg; erster Teil: 1927; zweiter Teil: 1929; (Coburger Heimatkunde und Heimatgeschichte); Seite 21
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