Johann Matthäus Meyfart

Die lateinischen Gedichte

 

 

Johann Dürr

Trunz S. 273 ff. leitet sehr gut ein:

Zu dem literarischen Werk. das Meyfart hinterlassen hat, gehören einige lateinische Gedichte. Jeder, der die Lateinschule
und dann die Universität besuchte, lernte es, lateinische Gedichte zu machen. Man musste die Versmaße beherrschen und die Längen und Kürzen der Silben wissen. Die Themen ergaben sich aus dem Zweck, für den man schrieb. Wenn ein Student die Hochschule verließ, schrieb man ihm etwas in sein Stammbuch. Wenn man aufgefordert wurde, zu einem Heft mit Trauergedichten auf einen Verstorbenen etwas beizutragen.
schrieb man ein Klagegedicht auf ihn. Sodann war es üblich, Gedichte für Hochzeiten zu verfassen. Auch akademische Feiern erforderten Gedichte; es waren also ganz bestimmte Gelegenheiten.

Fast alle lateinischen Gedichte, die wir von Meyfart haben, sind Trauergedichte zu Todesfällen. Die Stolbergsche Leichenpredigt-Sammlung enthält 29 Leichenpredigten, denen Gedichte Meyfarts beigegeben sind, alle in lateinischer Sprache, alle in Distichcn oder Hexametern, alle nicht lang (etwa 10 bis 24 Verse), alle im Stil der Zeit. Sie ergaben sich durch die Beziehungen. die er zu Bekannten, Freunden und Gemeindegliedern hatte. Sie gehören für uns heute in das Bild seiner Persönlichkeit hinein, liefern aber keine so wesentlichen Züge dafür wie seine Hauptwerke.

 

1624 schrieb Meyfart im Gedicht zum Tode von Wolfgang Geyling, der einer der akademisch gebildeten Beamten im Dienste des Herzogs war. Es wurde im Anhang zur Leichenpredigt gedruckt [die lateinischen Verse sind ebenso wie die Übersetzung aus Trunz a.a.O. S. 273 ff. übernommen.]:

Ille viatores qui nostra exceperat urbe
Hospitio, laudis non sine honore suae:
Nunc abit, et superas hospes transmigrat in aedes,
Ingressus vitae prosperioris iter.
Ille serenato quem vidit Curia vultu
Perficere impositas dexteritate vices.
Nunc obit et superas hospes commigrat ad arces
Quas rutuli coeli Curia celsa tenet.
O factum felix! quam permutatio felix!
Sanctius haud valuit sic variare vices.

Im nächsten Gedicht schildert Meyfart die Tätigkeit einen Geistlichen, des Pfarrers Melchior Steinbrück in Gotha, mit Pathos und großer Einfühlsamkeit:

Tui docti latices, quae sanctae flumina linguae,
Qui mellis fontes dicentis ab ore meabant?
Mulcebat sacris moerentia pectora dictis
Solarique, potens, tristesque levare dolores
Intrepidus timidos et in ipsa morte animabat …

 

 

Literatur / Quellen:

Abbildung: http://www.portraitindex.de/documents/obj/33804920

Erich Trunz: Johann Matthäus Meyfart: München 1987

https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Matth%C3%A4us_Meyfart

 


 

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