Coburgum Latinum

Stadtpotheke

Lateinische Inschriften entdeckt man auch an einigen Privathäusern, womit man zeigt, wie gebildet der damalige Besitzer gewesen ist. Dies gilt auch für die folgenden Text, die zudem eng verbunden sind mit dem Hausbesitzer, einem Apotheker, bzw. der Bestimmung des Hauses.

Zunächst ist offensichtlich, dass in der Pharmazie die klassischen Sprachen – wie in der Medizin – eine wichtige Rolle bis heute spielen. So sind auf den Dosen mit Kräutern etc. die lateinischen Bezeichnungen aufgeführt. Diese Kräuter spielen eine Rolle bei der Mischung von Tees  oder bei Rezepten z. B. bei der Zubereitung von Salben, worauf sich die Inschriften beziehen.

Eine Hofapotheke wurde in der Regierungszeit Herzog Johann Casimirs gegründet. Nach dem Verlust der Coburger Eigenständigkeit 1633 blieb zwar die Apotheke bestehen, ein neuer Hofapotheker wurde aber nicht mehr bestellt. Dies änderte sich erst unter Herzog Albrecht. 1682 verlieh er dieses Privileg an Elias Holbruch, der die Hofapotheke 1682 im Hause Markt 15.

Elias Hohlbruch beantragte 1682 die Eröffnung einer zweiten Apotheke, welche allein als Stadtapotheke dienen sollte. Dies wurde ihm genehmigt. Die Apotheke eröffnete im Hause Steinweg Nr. 11. Im Jahre 1685 verkaufte Hohlbruch diese Apotheke, womit die endgültige Trennung zur Hofapotheke vollzogen wurde. nach Cyriaci ist die Apotheke 1727 gegründet worden (vgl.  vgl. Titz, a. a. O. S. 353) Für Jahrhunderte gab es nur diese zwei Apotheken in Coburg.

1754 zog die Stadtapotheke in das Anwesen Spitalgasse 22 um, wo sie sich heute noch befindet. Seit 1900 betreibt die Familie Schaller die Apotheke.

Die zwei genannten Inschriften, die auch der Verfasser erst nach vielen Jahren bemerkt hat, obwohl der Verkaufsraum schon oft – vor allem nach der Renovierung und Neugestaltung bewundert worden ist, dürften, dürften nicht jedem Besucher aufgefallen sein. Sie dürften wohl 1909 von Apotheker Moritz Schaller bei der Verlegung des Eingangs angebracht worden sein.

Zur Apothekengeschichte Coburgs vergleiche: https://www.coburg-magazin-forum.de/t508156f11779222-Coburger-Apothekengeschichte.html#msg7269768 ; zur Hausgeschichte vgl. Titz, a. a. O. S. 353


 

Über der Eingangstür steht zu lesen: Hygiaea coquit succos morbisque medetur (Die Hygiaea kocht Säfte und heilt die Kranken)

Hygiaea: (altgriechisch Ὑγίεια: Hygíeia) wird hier als als personifizierte Gesundheit, als die Göttin der Gesundheit genannt.

Ihr Name wird gleich am Anfang des Eids des Hippokrates angerufen:

Ὄμνυμι Ἀπόλλωνα ἰητρὸν καὶ Ἀσκληπιὸν καὶ Ὑγείαν καὶ Πανάκειαν, καὶ θεοὺς πάντας τε καὶ πάσας ἵστορας ποιεύμενος …
„Ich schwöre bei Apollon, dem Arzt, und Asklepios, Hygeia, Panakeia sowie alle Götter und Göttinnen als Zeugen anrufend …“

(vgl. Hygieia bei Wikipedia)

Weniger interessant in diesem Zusammenhang ist sicher, dass Hygiea mit einem mittleren Durchmesser von 434 Kilometern der drittgrößte Asteroid in einer Umlaufbahn um die Sonne ist und am 12. April 1849 von dem damals 29-jährigen italienischen Astronom Annibale de Gasparis entdeckt worden ist…

coquere: kochen

succus; (lateinisch für „Saft“) ist ein Begriff, der heutzutage vor allem im pharmazeutischen oder allgemein medizinischen Bereich Anwendung findet. Im pharmazeutischen Kontext bezeichnet er einen zu Heilzwecken verwendeten Pflanzensaft, insbesondere einen eingedickten Saft.

 

der Spruch findet sich auch auf: Medaille: Johann Batholomäus Trommsdorf | Artikel NNL_ARCHIVE_AL003956104 | Die Nationalbibliothek von Israel (nli.org.il)

Allerdings in der Form: Fax firma succos morbisque medetur (die starke Fackel kocht Säfte und heilt die Kranken).  Außerdem sind Asklepios (mit Fackel) und seine beiden Söhne abgebildet. (vgl. Bild und Text).

 

 

Über dem Fenster rechts daneben steht: Saluti et Solatio aegrorum (zum Wohl und zur Linderung der Kranken)

Solatium (klassisch: solacium): Trost(mittel), Linderung(smittel)

 

 

 

 

verwendete Quellen:

Stadtapotheke M. Schaller e.K. (stadtapotheke-coburg.de)

https://www.coburg-magazin-forum.de/t508156f11779222-Coburger-Apothekengeschichte.html#msg7269768

Morsbach / Titz: Stadt Coburg – Denkmäler in Bayern, München 2006; S. 240/241

Wikipedia:

https://de.wikipedia.org/wiki/Hygieia

 

Literatur:

Alle Fotos: Dieter Koch mit freundlicher Genehmigung von Andreas Schaller

 


 

Zuschriften bitte an: Coquus22@gmail.com (Administrator)

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