Epitaphien innen in der Salvatorkirche

Hinweis: die Texte sind aus Leistner a. a. O. Seite 114 übernommen, aber noch nicht überprüft, die Übersetzungen sind leicht überarbeitet! 

 

A) An der inneren Westwand

 

  1. Es handelt sich um das Grabmal der Ruhestätte für die Familie Eschenbach.

»HOC IN DOMITORIO / QVIESCVNT OSSA / ESCHEN-
BACHIANA / ET EXPECTANT RE / SVRRECTIONEM / MORTVORVM /
MEMENTO MORI.«

In dieser Schlafkammer ruhen die Eschenbachischen Gebeine und erwarten die
Auferstehung der Toten. Gedenke, dass du sterblich bist!

Anmerkungen:

memento mori: Nach einem alten römischen Brauch stand hinter einem siegreichen Feldherrn, für den ein Triumphzug begangen wurde, ein Sklave oder Priester, der ihm einen Lorbeerkranz oder die goldene Eichenlaubkrone des Jupitertempels über den Kopf hielt und wiederholt mahnte: “Memento mori“


2. Das verstorbene Kind Georg Sigmund des Hofpredigers und Generalsuperintendenten Johann Gerhard, der aus Quedlinburg stammt, in Wittenberg und Jena anfangs Medizin, später Theologie studierte und die Würde eines Magisters erwarb. Auf Befehl und Kosten des Herzogs promovierte er in Jena zum Doktor der T’heologie. 1616 folgte er dem Ruf an die Universität Jena, wo er eine Professur der Theologie übernahm. 1614 heiratete Johann Gerhard die Tochter Maria des Bürgermeister von Gotha, Dr. Johann Mattenberg. Die Hodizeit fand auf dem Schloss Heldburg statt. Herzog Johann Casimir richtete die Hochzeit aus. Dem Söhnlein aus dieser Ehe, das bald nach der Geburt 1616 starb, ist das Grabmal gewidmet. D. Johann Gerhard starb 1687 in Jena.

GEORGIVS SIGISMUND / JOHANNIS GERHARDI THEOLO / GIAE DOCTORIS ET SUPERIN / TENDENTIS COBVRGENS / FILIOLVS / NATVS 15. IAN: ANN: 1616 / DENATVS 18. EIVSDE MENS / BEATAM AD VITAM RESV /RECTIONEM EXPECTANS.«

Georg Sigismund, Johann Gerhards, Doktors der Theologie und Coburger Superintendenten Söhnchen, geboren am 15. Januar des Jahre 1616, gestorben am 18. des gleichen Monats, der die Wiederauferstehung zu einem seligen Leben erwartet.

 

 

3. Johann Güntzel wurde 1560 geboren. 1586 bestellte ihn Herzog Johann Ernst,1570-1638, zum Kammerschreiber zu Eisenach. Im Jahre 1591 wurde er Oberrentschreiber und Münzverwalter in Coburg und später Fürstl. Sächs. Geheimer Rat und Coburgischer Landrentmeister.
Seine erste Ehefrau, die er 1592 heiratete, war Ursula Herbart. Nach deren Tod ging er eine zweite Ehe mit Sabine, Toditer des Fürstl. Sächs. Rats D. Philipp Steinacker, ein. Sabine Steinacker heiratete nach dem Tode ihres Gatten im Jahre 1624 D. Johann May zu Römhild und Coburg, dessen Grabmal in der Grufthalle sich befindet und dort behandelt wird.
Dr. Philipp Steinacker, Sabinas Vater, war Hofadvokat zu Wittenberg. 1606 wurde er nach Coburg berufen und hier zum Ordinarius des Hofgerichts und Schöppenstuhls bestellt. Am 3. Juni 1607 legte Steinacker in Gegenwart des Kanzlers Dr. Volkmar Scherer u. a. in der »größern Rathstubenn« der Regierung seinen Diensteid ab.

»ANNIS QVI BINIS DEMPTIS DVODENA PEREGIT /
LUSTRA HIC DEPOSVIT CORPORIS OSSA SVI /GVNTZELVS(!):SECRE-
TA AGITANS INCLARVIT OLIM / IOHANNES. AVLAE. DVX ERONESTE.
TVAE. / MOX FISCI SVBIIT MAIORIS MVNERA SCRIBAE / IOHANNES.
AVLAE. DVX CASIMIRE. TVAE. / VRSVLA CONIVGIVM PRIMVM HER-
BARTINA DEDISTI / AST AVULSA TORO BLANDA MARITA FVIT. /
VOTA SECVNDA TVLIT POST STEINACKERIAVIRGO / ACADIITTHA-
LAMUM CASTA SABINA NOVUM / AERARII POSTQVAM QVAESTOR
PRIMARIVS AVDIT / ECCE SVBIT TERRAM CORPORE MENTE POLVM /
OBIIT IOHANNES GUNTZELIVS DVCATVS COBVRGICI / QVAESTOR
PR O3 ALIS 21 AVGVSTI 1618 AETAT: / 58. NATVS COBVRGI 6. IANVARII
1560.«

Güntzel, der 58 Jahre (12 Jahrfünfte weniger 2 Jahre) vollendet hat, legte hier seine Gebeine nieder. Einst leuchtete er im Wahmehmen der geheimen Angelegenheiten deines Hofes, Herzog Johann Ernst. Bald übernahm er das Amt eines höheren Staatskanzlisten an Deinem Hof, Herzog Johann Casimir. Ursula Herbart, (du) gewährtest die erste Ehe. Aber dem Lager entrissen wurde die liebliche Gattin. Den zweiten Bund schloss danach Jungfrau Steinacker, und in eine neue (weitere) Ehe trat Jungfrau Sabine.
Als er zum Ersten Schatzkanzler (Rentmeister) ernannt war, siehe, da sank er ins Grab dem Leibe nach, erlangte geistig den Himmel. Johannes Güntzel starb als Schatzkanzler des Herzogtums Coburg am 21. August 1618, des Alters im 58. Jahr, nachdem er zu Coburg geboren worden am 6. Januar 1560.


4.

 

»VOLCKMARVS SCHERER / IVNIOR CANCELLARII SAXO: FILVIS / NATVS 14 EPTEMBRISAO.XCI,ET IN/ CHRISTOPIE DEFVNCTVS ObIIT 25 / FEBRVARII HORA POMERIDIANA / 5. Ao. 1602.«

 

»PARAPHRASIS / DICTI IN LIB, SAP, C. 4. / CONSVMMATVS IN BREVI EXPLEVIT. TEMPORA MVLTA / QVONIAM AETAS SENECTV. TIS EST VITA IMMACVLATA / FATALICET TENERIS NATVM RAPVERE SVBANNIS/DVM VITAE IMPLEVIT VIXDVO LVSTRA PVER/NONTAMENVT PVER, AVT PERFECTI TEMPORIES EXPERS / AETATIS CLAVSIT TEMPORA PARVA SVAE/SED QVIA PARVS(!) ERAT PIETATE, FIDE Q3 PROBATVM / ANTE DIEM TVLIT HVNC IN SVA REGNA DEVS / NON
NVMERVS FACIT ANNORVM, NON TEMPORA MVLTA. / SED PIETAS, VITAE CVM PROBITATE SENEM.«

 

 

Volkmar Scherer, jüngerer Sohn des sächsischen Kanzlers, geboren am 14. September im Jahr (15)91 und, in Christus fromm dahingeschieden, starb er am 25. Februar 5 Uhr nachhmittags im Jahr 1602.

(Es folgt in Kartusche eine in weitschweifendem humanistischen Stil gehaltene Paraphrase alttestamentlicher Weisheit: das Wesen eines erfüllten Lebens, auch eines kurzen, bestehe nicht
in der Zahl der durchlebten Jahre, sondern im Frommsein und in der Rechtschaffenheit).

 

5. Kunigunda Schnepf (gest. 1604) war die Ehefrau des Doktors der Medizin Daniel Schnepf
in Coburg. Die Platte zeigt links einen flugbereiten Vogel, offensichtlich einen Hinweis auf den Namen „Schnepf“!

»MEMORIAE / ET / HONORI / HIC QVIESCIT CORPVS / OPT[imae]. MATRONAE / KVNEGVNDAE DANIELIS / SCHNEPFII. MED. DOCTOR. / ET AVL AE COBVR. ARCHI. / ATRI CONIVGIS DESI. / DERATISS. PIE IN CHRI. / STO DEFVNCTAE D. VIII. / M. APRILIS, ANNO SAL. / M. DC
IV. / VIVITE SVPERSTITES / MORTALITATIS MEMORES.«

Zun Gedenken und zur Ehre!
Hier ruht der Leib der vortrefflichen Matrone Kunigunde, Daniel Schnepfs, Doktors der Medizin und Hauptarztes am Coburger Hof, sehr vermisster Gemahlin.
Selig in Christo gestorben am 8. April im Jahre des Heils 1604. Lebet, ihr Hinterbliebenen, eingedenk der Sterblichkeit!

 

6.

Maria Catharina Schön, gest. 625, war die Tochter des fürstlichen Leib- und Hofmedikus Michael Schön. Er war 1617 als Physikus und Stadtmedikus angestellt worden. In der Bestellung des Bürgermeisters und des Rates der Stadt Coburg für ihn wird u. a. zum Ausdruck gebracht, daß »der Henr Stadtphysikus alles vnnd Jedes Standes Persohnen, Reich vnnd arm vor sieh laßen, Ihrer noth vnnd anliegen anfftmütiglich vernehmen, vnnd denselben mit gutem Bescheidt vnnd treuen Rath zur stattten komInen soll . . .«, außerdem »soll er auff erforderunge zur menniglichen gehen, rathen vnnd nach des patienten gelegenheit in der Apotheckhen anordnen vnnd Medicamenta verschreiben . . .«, zum anderen »soll er den Patienten gebührlich abwarten, Sie vleißig besuchen . . . , Verzögerung der Krankheiten verhüten und warnen, vnnd dero Bedienten oder den Ihringen ein Leidliches, auch von der Bürgerschafft ein ziemliches vnnd billiges Honorarium nehmen, audi den Armen, besonders aber denen im Spitall ambsonsten dienen vnnd behülflich erscheinen . . .« usw..

»MARIA CATHARINA SCÖNIN NATA 18. / NOVEMB. 1624. RENATA 20. EIVSDEM / MORTVA VERO 26. JANVARII. 1625. HIC / QUIESCIT, MAGNUM CHRISTI DIEM / EXPECTA[n?]S.«

Maria Katharina Schönin, geboren am 18. November 1624, getauft am 20. des gleichen Monats, gestorben aber am 26. Januar 1625. Hier ruht sie, [du erwartest] den großen Tag Christi erwartend [?].

 

7. Grabstein für Bartholomäus Schwartzlos gest. 1618 und seine Gemahlin Sybille Schwartzlos, geb. Amling, gest. 1633
Bartholomäus Schwartzlos kam aus Haldensleben. Der Doktor beider Rechte und Comes Palatinus war Fürstlicher Rat in Coburg.

»T. CUM DEO / AQUI SIVIT AETER/NITATIS BRABIA(?)/VIR QUONDAM/MAGNIFICUS AC NOBILIS DN BARTHOLOMAES / SCHWARTZLOS AB. HALDENSLEBEN / ICTUS S. PALATII COMES CONSILIARIVS / SAXO- COBURGICVS / CUM MISS[us] IN HANC VITAM / ID FUIT, DEI BENIGNITATE / ANNO / MDLVI / DIE 11. SEPTEMBRIS. FATALEM SUAM ADIVIT / METAM ANNO MDCXVIII / QUIESCIT HIC CUM VXORE / VIRTUTIS ET PIETATIS DELICO. / SIBYLLA AMLINGIA. STIRPE / VETUSTA SPLENDIDA / NATA FU(IT) ILLA. ANNO / MDLXXX. / DIE 10. SEPTEMBRIS / DECESSIT. ANNO / MDCXXX P. in D.«.

Alles mit Gott!
In den Hafen der Ewigkeit gelangte der einst hervorragende und edle Herr Bartholomäus Schwartzlos von Heldensleben, Jurisconsultus, (mit dem Titel eines) Comes Palatinus (»Hofpfalzgraf«), Sachsen-Coburgischer Rat. Nachdem er mit Gottes Segen in dieses Leben gesandt worden war im Jahr 1556 am 11. September, erreichte er sein Schicksalsziel im Jahr 1618. Er ruht hier mit seiner Gemahlin aus sehr altem, angesehenem Gesdilecht Sybma Amling, einer Augenweide an Lebensführung und Frömmigkeit. Sie war geboren im Jahr 1580 am
10. September. Sie ist gestorben 1633.
Friede im Herrn (sei ihnen beschieden!).

 

8. Andreas Adrian Schwartzlos, gest. 1607

»ANDREAE ADRIANO SCHWARTZ / LOSIO, OPTIMAE SPEI. RARIS[simae]. / SIMAEQ[simulatque]. FESTIVITATIS ET SVAVITATIS FILIOLO, CVI[us /9?] / OSSA HIC REQVIEM DVCVNT. / SAX[u]M HOC, DOLORIS, ET, AMO / RIS TESTIMONIVM PAREN / TES MOESTISS [imi (: P C?] / NATVS 4 MARTII OBIIT 13 IVNII / ANNO CHRISTI 1607.«

Für Andreas Adrian Sdiwartzlos, einen kleinen Sohn von höchst berechtigter Hoffnung, ganz seltener Artigkeit und Lieblichkeit, dessen Gebeine hier ruhen, setzten diesen Stein zum Zeugnis ihres Schmerzes und ihrer Liebe die tiefbetrübten Eltern. Er ist geboren am 4. März, gestorben am 13. Juni im Jahr
Christi 1607.

 

 

 

 

 

 

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Literatur:

Armin Leistner: Alte Grabdenkmäler und Epitaphien des Coburger Landes – II. Teil; in: Jahrbuch der Coburger Landesstiftung 1977; S. 114  ff. (= Salvatorkirche); S. 95 ff.

 


 

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