Johann Matthäus Meyfart
Die lateinischen Gedichte: Übersetzungen und Kommentare
Trunz S. 273 ff. leitet sehr gut ein:
Zu dem literarischen Werk. das Meyfart hinterlassen hat, gehören einige lateinische Gedichte. Jeder, der die Lateinschule und dann die Universität besuchte, lernte es, lateinische Gedichte zu machen. Man musste die Versmaße beherrschen und die Längen und Kürzen der Silben wissen. Die Themen ergaben sich aus dem Zweck, für den man schrieb.
Fast alle lateinischen Gedichte, die wir von Meyfart haben, sind Trauergedichte zu Todesfällen.
In diesem Web werden die Übersetzungen zu den Epigrammen auf der untergeordneten Seite [https://initiative-stadtmuseum-coburg.de/coburgum-latinum/coburgum-latinum-literaten/johann-matthaeus-meyfart/] zusammengefasst. Sie sind ebenso wie die lateinischen Verse unten aus Trunz a.a.O. S. 273 ff. übernommen.
Ille viatores qui nostra exceperat urbe
Hospitio, laudis non sine honore suae:
Nunc abit, et superas hospes transmigrat in aedes,
Ingressus vitae prosperioris iter.
Ille serenato quem vidit Curia vultu
Perficere impositas dexteritate vices.
Nunc obit et superas hospes commigrat ad arces
Quas rutuli coeli Curia celsa tenet.
O factum felix! quam permutatio felix!
Sanctius haud valuit sic variare vices.
Interpretation:
Dieses Gedicht entstand im Mai oder Juni I624. Es setzt die Tätigkeit des Verstorbenen auf Erden in Beziehung zu seiner Ankunft im Himmel, wobei dieser als realer Ort verstanden wird, an dem Regeln unserer Welt gespiegelt werden:
- Vorher hat er Gäste des Fürsten empfangen, nun ist er Gast im Himmel.
- Meyfart spricht von der ,,curia“ auf Erden – dem Rathaus – und der ,,curia“ im Himmel.
Es bleibt bei dem üblichen Typ der Trauergedichte der Zeit. Diese Epicedien waren Trauergesänge im antiken Griechenland, wobei sich zahlreiche Gedichte der antiken Literaturen dieser Gattung zuordnen lassen.
Als Besonderheit findet man seit der Antike auch Trauergedichte auf den Tod von Tieren, auch parodistisch umgebogen wie bei Catull carm. 3. Sie lobten den Verstorbenen und seine Tätigkeit, sie sagten, dass er jetzt im Himmel sei, und versuchten, daraus einen Trost abzuleiten.
Neben diesen lateinischen Gedichten hinterließ Meyfart auch solche in deutscher Sprache, rhetorische Schriften (sehr lesenswert! Vgl. Trunz a. a. O. S. 163 ff.); Predigten (vgl. Trunz a. a. O. S. 93 ff.) sowie lateinische Schriften, von denen die aus der Coburger Zeit (vgl. Trunz a. a. O. S. 74 ff.) hier interessant sind.
Herausgegriffen sei die im Anfang des Jahres I626 gedruckte ,,Oratio panegyrica de causis, ex quibus fiat, quod ordo literarius . . . hodie magna apud plebejos laboret invidia . . .“, eine Festrede [Festrede über die Ursachen, aus denen es dazu kommt, dass der Stand der Wissenschaftler / Studenten heute unter großem Neid beim Volk leidet; vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Panegyrikus], die Meyfart im Juni 1625 zum 51. Geburtstag des Herzogs Johann Casimir im Casimirianum gehalten hatte. Er führt in ihr folgendes aus: Schon die Perser, Meder und Assyrer haben die Geburtstage ihrer Fürsten gefeiert. Doch die damaligen Fürsten verdienten die Feiern oft weniger als Johann Casimir, der von seinem Lande bisher Krieg und Elend ferngehalten hat.
In Deutschland herrsche Kriegselend, das er in Antithesen darstellt und wobei sich inhaltliche Parallelen zu den oben besprochenen Gedichten finden lassen:
Quaerimus Ecclesiae gloriam, miseriam invenimus;
Wir suchen den Ruhm der Kirche, finden das Elend |
quaerimus Reipublicae laetitiam, dolorem invenimus; wir suchen die Freude des Staates, finden den Schmerz; |
quaerimus communis Patriae Germaniae vitam et florem,
wir suchen Leben und Blüte der gemeinsamen deutschen Heimat, |
invenimus mortem et interitum.“
wir finden Tod und Untergang. |
Coburg dagegen befinde sich noch in friedlichem Zustand.
Ein panēgyrikós dient zur Ehrung des Fürsten, wobei Charakter und Leistung der behandelten Person positiv dargestellt werden sollen. Üblich sind daher die einseitige Darstellung bis hin zu Verfälschungen. Deshalb sind auch hier keine Kritikpunkte zu finden, sondern die Meinung, die sicher in der Bevölkerung vorherrschte. Zum Vergleich können die Seiten zu Casimir und Casimirianum herangezogen werden.
Meyfart sagt, er habe ein für das Casimirianum wichtiges Thema gewählt, die Frage, warum der Stand der Gymnasiasten und Studenten zur Zeit bei vielen verachtet sei. Der Hauptgrund sei das Benehmen der Studenten selbst, nicht aller, sondern einiger, die besonders auffielen: Sie trinken übermäßig, sie duellieren, sie ziehen nachts brüllend durch die Gassen usw. Meyfart beschreibt den studentischen Unfug unter Benutzung der dafür reichlich vorhandenen lateinischen und neulateinischen Wörter. Von da kommt er auf der Studenten verrückte Kleider- und Haartrachten. Was wird dadurch bewirkt?
Non amor, sed amaror; | Keine Liebe, sondern Bitterkeit; |
non favor, sed pavor; | Keine Anerkennung, sondern Furcht; |
non gaudium, sed odium; | Keine Freude, sondern Hass; |
non fastigium, sed fastidium. | Keine Würde, sondern Dünkel. |
Das ist also die rhetorische Figur der Paronomasia, des Wortspiels, die in der ,,Rhetorica“ ausführlich besprochen ist. Es folgt als Gegensatz das Bild der gesitteten Studenten; die fallen freilich weniger auf. Das Casimirianum will tüchtige Männer ausbilden im Sinne seines Begründers. Damit hat Meyfart den Übergang zu den Glückwünschen für den Fürsten, in denen er für die verschiedensten Stände des Landes spricht und selbst gedichtete Distichen benutzt. Den Schluss bildet ein streng rhetorisch stilisiertes Lob des Gefeierten. [zusammengefasst aus Trunz a. a. O. S. 87]
Als Ganzes gesehen sind diese Schriften Werke eines Theologen und Schulmanns, sie wachsen aus der Tätigkeit am Casimirianum heraus, also aus der Einführung junger Studenten in ihre Wissenschaft. Die meisten befassen sich mit theologischer Polemik, die damals allgemein breiten Raum einnahm. Auch ihre Materialfülle und Spitzfindigkeit entspricht der zeitgenössischen Methode. Nur in den ,,Ephemerides gymnasticae“ klingt anderes auf: innerliche Frömmigkeit, verbunden mit dem Staunen vor dem All und der großen gottgewollten Ordnung.
Alle lateinischen Werke richten sich an Studenten und Professoren, d. h. durchweg an Männer. Die deutschen Predigtbücher und Erbauungsschriften sind gerichtet an einen breiten Kreis von Lesern, auch an Frauen. Als die ersten dieser deutschen Schriften erschienen waren, wurde Meyfart klar, dass hier eine neue und größere Aufgabe seiner harrte. [Dieses Urteil ist eine Zusammenfassung aus Trunz a. a. O. S. 92]
Literatur / Quellen:
Abbildung: http://www.portraitindex.de/documents/obj/33804920
Erich Trunz: Johann Matthäus Meyfart: München 1987
https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Matth%C3%A4us_Meyfart
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