Problematik der

Lebensdaten von Johann May

Obwohl über Johann May, geb. 1592 in Römhild und gestorben 1671, viel bekannt und gesichert erscheint, so gibt es doch bei den Lebensdaten Unklarheiten.

Eine Quelle stellt der Grabstein dar, den die Tochter Anna Sabina Gihnlein und der Schwiegersohn Johann Jakob Gihnlein haben aufstellen lassen, worauf der Text verweist:

JOHANNES JACOBUS GIHNLINUS. / CONSISTORI[I]. DUCALIS SECRETARIUS, / EIUSDEMQUE UXOR ANNA SABINA / SOCERO ATQUE PATRI / DESIDERATISSIMO / MONUMENTUM ISTHOC MOERENTES / PONI CU/RARUNT.

Die andere wichtige Quelle stellt das Buch von Johann Hoffmann dar, der die Leichenrede, einen Lebenslauf und auch den Wortlaut des Grabsteins (auf der letzten Seite) neben vielen weiteren Texten zusammengestellt hat.

Wenn man nun die Sekundärliteratur betrachtet, so findet man in der Übersetzung bei Leistner  a. a. O. Seite 157: „Geboren am 5. Oktober 1592, in Frömmigkeit hingeschieden am 18. Juni 1671 und hatte da
79 Jahre gelebt. Johannes Jakobus Gihnlein, Sekretär des Heerzoglichen Rates, und desselben Gattin Anna Sabina haben als Trauernde dieses Denkmal zu setzen veranlaßt dem sehr vermißten Schwiegervater.
(Übersetzung: Frau Marie=Elisabeth Stammberger gest. 1977.)“

Bei Wikipedia stand bis zum 5. Januar 2023 (vgl. die Versionsgeschichte!)

Bei Johann Hoffmann a. a. O. Seite 45 findet sich:

Zum Vergleich die Daten auf dem Grabstein:

NATUS V. CAL. OCTOBR. MDXCII. / PIE DENATUS V. EID. JUNII. MDCLXXI. /

Dem lateinischen Text entsprechend sind also die Daten nach dem römischen Kalender angegeben. Zur Erklärung des lateinischen Textes und der Abkürzungen eine Zusammenstellung in Form einer kleinen Tabelle:

Geburt (natus est)

Tod (denatus est)

Lateinischer Text der Inschrift

V. CAL. OCTOBR.

V. EID. JUNII.

in Kurzform

a. d. V Kal. Iun.

a.d.V Idibus Junii

Lateinische Langform

ante diem V (quintum) Kalendas Octobres

ante diem V (quintum) Idus Junias

Umrechnung

27. September

9. Juni

Jahr

MDXCII.

MDCLXXI.

1592

1671

Wie ist es nun zu den falschen Übersetzungen bzw. Angaben gekommen?

Bei Leistner wurden aus “ V. CAL. OCTOBR.“ offensichtlich unter Nichtberücksichtigung von „Cal.“ „5. Oktober 1592“ sowie aus „V. EID. JUNII.“ der „18. Juni 1671“. Ob beim Todestag das V (=5) mit den EID (Iden im Juni = 13.) zusammengezählt worden sind und sich so das 18 ergeben hat, das kann man nicht belegen, aber es wäre eine Erklärung.

Bei Wikipedia stimmte das Todesdatum, aber das Geburtsdatum mit „19. September 1592″ ist nicht klar.

Ich hatte wegen dieses Fehlers Wikipedia angeschrieben, woraufhin im Januar 2023 geändert wurde in:

(* 25. September[1] 1592 in Römhild; † 9. Juni 1671 in Coburg)

In der Fußnote 1 ist nun als Erklärung zu lesen: „So das Geburtsdatum der Leichenpredigt. Mays Epitaph nennt hingegen den 27. September als Geburtstag.

Abschließende Bemerkung:

Da die Daten beim Grabmal und bei Johann Hoffmann nicht übereinstimmen, so stellt sich die Frage nach der Erklärung bzw. nach dem wirklichen Geburtsdatum.

Für den 27. September sprechen:

  • Ich denke, dass Tochter und Schwiegersohn wohl besser die Daten kennen als andere.
  • Bis ein Grabstein gemeißelt worden ist, vergeht viel Zeit, sodass ein Fehler bemerkt und ausgebessert (nämlich ändern in a. d. VII. Kal. Oct.) worden wäre.
  • Und dieser Fehler auf einem jeden zugänglichen Grabstein wäre sicher zumindest danach entdeckt und korrigiert worden.

Für den 25. (und gegen den 27.) sprechen:

  • Eine fehlerhafte Umrechnung in den römischen Kalender könnte man sich vorstellen.
  • ein falsches Zitieren aus deutschen Quellen kann man dagegen als weniger wahrscheinlich ansehen.

Damit lässt sich m. E. nicht eindeutig sagen, welches Datum korrekt ist, bis man z. B. in Römhild einen Eintrag gefunden hat.


Zusätzlich könnte man anmerken, dass die „Kalenden“ als eines von nur 10 Wörtern mit „k“ mit Georges angeführt werden. dagegen gibt es im Lateinischen kein „J“ bei Juni /IVNIVS. Als Fehler sollte man das nicht bezeichnen, da die Schreibweisen im Mittelalter sich „entwickelten“, wie man bei einigen Texten in der Homepage entdecken kann.


Quellen:

Johann Hoffmann: Leichenpredigt – Jesus medicus omni virtute medicarum genere florens; […] Des weiland Edlen / HochEhrnvesten/ und hochgelehrten / Hn. Johann May/ Med. Doct. und eine geraume Zeit hero wohlbestellten/auch wohlverdienten Stadt-Physici alhie zu Coburg […], erschienen bei Johann Conrad Mönch, Coburg, 1671; Seite 64 [Jesus Medicus Omni virtute medicarum genere florens; Jesus der best-bewährteste Arzt – GDZ (uni-goettingen.de)]

Karche a. a. O. S. 266

Armin Leistner: Alte Grabdenkmäler und Epitaphien des Coburger Landes – II. Teil; in: Jahrbuch der Coburger Landesstiftung 1977; S. 114  ff. (= Salvatorkirche); S. 136/7

Foto: Koch

Literatur:

Armin Leistner: Alte Grabdenkmäler und Epitaphien des Coburger Landes – II. Teil; in: Jahrbuch der Coburger Landesstiftung 1977; S. 114  ff. (= Salvatorkirche); S. 95 ff.

Johannes May – Wikipedia


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